Praxiserfahrungen mit der NATHAL®-Methode

NATHAL® in der Forschung

Bericht aus der Praxis von Dr. habil. Gesine Witt, Meereschemikerin:

Im August 1997 war ich zum ersten Mal am NATHAL®-Institut zum Grundkurs (Intensivausbildung). Zu dieser Zeit war ich seit einem halben Jahr arbeitslos und befand mich in der Heilpraktikerausbildung. Meine beruflichen Anstrengungen verliefen damals zweigleisig. Ich bemühte mich einerseits meine bisherigen Forschungen in der Meereskunde über ein Projekt (DFG) bzw. ein Habilitationsstipendium fortzusetzen, war aber andererseits voll in die Heilpraktikerausbildung integriert. Zum damaligen Zeitpunkt war ich mir nicht sicher, was die richtige Aufgabe für mich wäre. Aufgrund vieler subjektiver Widerstände gelang es mir auch nicht, die Institutsleitung meines alten Forschungsinstitutes davon zu überzeugen, meinen Antrag auf ein Habilitationsstipendium zu unterstützen. Ich konnte allerdings an der Universität Rostock einen Professor gewinnen, der mein geplantes Thema mit mir gemeinsam als DFG Projekt einreichen wollte.

Während des NATHAL®-Grundkurses (Intensivausbildung) wurde mir dann immer wieder gezeigt, daß meine Aufgabe die Forschung sei und daß ich über eine enge Beziehung zum Wasser verfüge. Alles deutete darauf hin, daß also die Meeresforschung weiterhin meine Aufgabe sein würde, obwohl ich in meiner derzeitigen Lage keine Ahnung hatte, wie ich ohne Projekt oder Stipendium diese Aufgabe auch praktisch realisieren sollte. Ich hatte, nachdem ich immer wieder diese Information bekam, ein persönliches Gespräch mit Philippe Evrard-Lathan. Auch er betonte, daß meine Aufgabe die Wasserforschung wäre und mich eine Tätigkeit als Heilpraktikerin nicht ausfüllen würde. Wir diskutierten dann noch über die Inhalte meines Forschungsthemas, welches sich vorwiegend mit dem Eintrag organischer Schadstoffe in das Oderästuar und weiter in die Ostsee beschäftigt. Brisanz hatte dieses Thema zu dieser Zeit durch das Oderhochwasser gewonnen. Philippe Evrard-Lathan gab mir wertvolle Hinweise darüber, was ich noch in den Antrag einzuarbeiten hätte; der Einfluss des Hochwassers als Naturkatastrophe sollte dabei einen wichtigen Teilaspekt darstellen.

Einen Tag später erhielt ich während der NATHAL® Sitzung die Auskunft, dass ich ein Habilitationsstipendium bekommen würde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich immer gedacht, ich würde das Thema als Projektantrag einreichen und hatte keine Idee, wie ich doch noch zu diesem Stipendium kommen sollte.

Mit diesem "Wissen" fuhr ich also nach Hause. Eine Woche später erreichte mich ein Anruf aus dem Institut von der Gleichstellungsbeauftragten, die mir mitteilte, dass im Kultusministerium noch Geld für die Förderung von Habilstipendien im Rahmen der Frauenförderung (Ziel ist die Erhöhung des Frauenanteils unter den Hochschullehrern) vorhanden sei, da die vorliegenden Anträge aufgrund ihrer Qualität nicht förderungswürdig wären. In Abstimmung mit meinem Uni Professor reichte ich also den überarbeiteten Antrag ein, dieser wurde zum 1.12.1997 genehmigt, übrigens als einziger. Seither bin ich wieder in der Meeresforschung tätig.

Da ich mich an mehreren Stellen um Arbeit bemüht hatte, wurde ich zeitgleich zu einem Vorstellungsgespräch am Gerichtsmedizinischen Institut eingeladen und nach dem ersten Gespräch in die engere Auswahl einbezogen. Nun stand wieder eine neue berufliche Entscheidung an, sollte ich weiter in der Meeresforschung habilitieren oder einen "Job auf Lebenszeit" als forensischer Toxikologe annehmen? Wieder war es Philippe Evrard-Lathan, den ich um Rat bat. Er meinte dazu, dass mir die Toxikologie auf die Dauer nicht gefallen und mir die Routine der Analytik auf die Nerven gehen würde. Bei der Meeresforschung dagegen hatte er ein gutes Gefühl. Er prophezeite mir, dass ich schneller an meine Ergebnisse kommen würde, als ich es jetzt glaube und die Zusammenarbeit mit dem neuen kanadischen Professor sehr fruchtbar sein würde. Da ich selber auch das Gefühl hatte, dass die Meeresforschung "mein Ding" ist, habe ich mich dann dafür entschieden.

Was die Ergebnisse betrifft, so hat Philippe Evrard-Lathan voll und ganz recht. Ich bin sofort, nachdem ich am Institut wieder anfing, in ein EG-Projekt integriert worden, als hätte man nur auf mich gewartet. Alle Proben aus dem Jahr 1997, samt aller Begleitdaten, die den Landabfluss im Bereich des Oderausstroms vor und nach dem Hochwasser charakterisieren, habe ich bereits erhalten und bezüglich der mich interessierenden Schadstoffe untersucht. Auch die anderen Arbeiten, in die ich integriert bin, sind sehr erfolgsversprechend. Zeitgleich läuft immer noch der DFG Antrag, indem ich Sachmittel für das Projekt und eine Stelle für mich für ein drittes Forschungsjahr eingeworben habe. Ich bin schon sehr gespannt, ob er genehmigt wird, eigentlich weiß ich es schon, da ich auch darüber bei NATHAL® eine Auskunft erhalten habe, die positiv war.

Wie ging es weiter

Auch mein DFG Antrag wurde positiv beschieden, ich konnte dadurch nach meinem Stipendium noch 2 weitere Jahre an meiner Habilitation arbeiten, die Themen erwiesen sich als passend, um eine solide Arbeit zu erstellen. Die Zusammenarbeit mit meinem Professor war für mich außerordentlich hilfreich, er wurde in den 4 Jahren für mich zu einem überaus geschätzten Lehrer. Bei der experimentellen Vorgehensweise verließ ich mich auf meine Intuition aus den Sitzungen, die mir den für mich richtigen Forschungsweg zeigte. Passend traf ich auf einem internationalen Vortrag einen Fachkollegen aus Hamburg, mit dem ich in Kooperation an einem neuen Projekt arbeitete, dass sich mit Quellenstudien des Eintrages von Schadstoffen in die Ostsee beschäftigte. Dadurch ergab sich für mich ein weiterer Forschungsschwerpunkt, der sich bereits vorab in den Sitzungen herauskristallisiert hatte.

Nach erfolgreicher Beendigung meiner Habilitation stand ich wiederum vor einem Wendepunkt, wie sollte es weitergehen? Wo lag meine berufliche Zukunft, wie sollte ich mich und meine Tochter finanziell absichern? Dadurch, dass ich mich in der Zwischenzeit von meinem Mann getrennt hatte, war eine Weiterbeschäftigung zum existentiellen Problem geworden. In kurzer Zeit eine Professur zu erhalten war unrealistisch, wenn man die langen Berufungsfristen von nahezu einem Jahr in Deutschland bedenkt.

Ein möglicher Weg eröffnete sich in der Bewerbung für ein Heisenbergstipendium, einem Exzellenzstipendium, dass dazu dient, habilitierte junge NachwuchswissenschaftlerInnen (Altersgrenze 35) der Forschung zu erhalten und ihnen in dieser Zeit zu ermöglichen, sich auf Professuren zu bewerben. Da die Chancen derzeit bei ca. 35% stehen, ein Stipendium zu erhalten, war neben der Publikationsliste und den bisher gezeigten Leistungen ein fundierter innovativer Arbeitsplan nötig, um sich eine gute Ausgangsposition für eine positive Begutachtung zu erarbeiten. Diesen Arbeitsplan erarbeitete ich mir in einer Reihe von Sitzungen, wobei sich für mich wiederum ein neues Forschungsgebiet herauskristallisierte. Neben der analytischen Charakterisierung von Schadstoffen, wollte ich deren ökotoxikologische Wirkung sowie ihre Bioverfügbarkeit in ausgewählten Sedimenten der Ostsee nachweisen. Die Freude war groß, als das Stipendium bewilligt wurde. Trotz des bereits vorhandenen inneren Wissens über einen positiven Bescheid, wollte mein Verstand es erst nach der Zusage wirklich glauben.

Auch in meinen persönlichen Beziehungen fand ich mein Glück. Heute lebe ich mit einem neuen Partner zusammen, der die Eigenschaften in sich vereinigt, die ich bereits 1997 bei NATHAL® gesehen habe. Zur Zeit erwarte ich unser gemeinsames Kind, auch dass wurde mir für mein 38. Lebensjahr bereits während einer meiner Zukunftssitzungen gezeigt.